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Die Plastination – Verfahren und Wissenswertes

Die Plastination beschreibt ein Verfahren zur Konservierung des (menschlichen) Körpers bzw. einzelner Organe. Sie umfasst viele komplexe Arbeitsschritte, die oftmals Wochen oder sogar Monate dauern. An sich ist diese Art der Konservierung schon längere Zeit in Gebrauch. Die Technik wurde jedoch von dem Wissenschaftler Gunther von Hagens an der Universität Heidelberg so weiterentwickelt, dass auch größere Körperteile und ganze Körper in ihrer naturgetreuen Größe und Form langfristig erhalten bleiben.

Plastination
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Was ist Plastination?

Die heutzutage angewandte Technik der Plastination wurde 1977 in Heidelberg von Dr. Gunther von Hagen erfunden und patentiert. Durch dieses Verfahren können natürliche anatomische Präparate naturgetreu nachgebildet und dauerhaft haltbar gemacht werden. Dabei werden dem Gewebe Wasser und Fette entzogen und durch Kunststoffe ersetzt. Zellen und die Oberfläche bleiben beid er Plastination unverändert und entsprechen dem Zustand vor der Plastination. Das Ergebnis sind trockene, lebensechte Plastinate, die unbegrenzt lange haltbar, geruchlos und nicht gesundheitsgefährdend sind.

In Deutschland kann jeder Mensch selbst entscheiden, was mit seinem Körper postmortem passiert: Man kann sich traditionell bestatten lassen, aber es gibt in Deutschland auch immer mehr Menschen die ihren Körper zur Organspende, zur Forschung oder eben zur Plastination freigeben. Schon seit Jahrtausenden versucht der Mensch, dem Verfall des Körpers entgegenzuwirken und hat durch verschiedene physikalische und chemische Prozesse versucht, den Prozess der Verwesung aufzuhalten. Die alten Ägypter taten dies aus religiösen Gründen. Sie wollten damit erreichen, ein Mensch nach seinem Ableben mit unversehrtem Körper ins Totenreich kommt. Heutzutage spielen eher wissenschaftliche Gründe eine Rolle dafür, dass Menschen sich nach ihrem Tod plastinieren lassen wollen. Manche Menschen entscheiden sich auch für die Plastination ihres Körpers nach dem Tod, um den Angehörigen die Beerdigungskosten und den Aufwand für die Grabpflege zu ersparen.

Plastinationsverfahren

Das Verfahren der Plastination nach Dr. Gunther von Hagens lässt sich in 6 Schritte aufteilen.

(1) Fixierung und anatomische Präparation
Um den Zerfall des Gewebes zu stoppen und sämtliche Bakterien abzutöten, wird zunächst Formalin-Lösung in den Körper gepumpt. Durch das Formalin wird sichergestellt, dass die Farben erhalten bleiben. Das Gewebe wird stabilisiert und Schrumpfungen verhindert. In einem langwierigen zweiten Schritt wird die anatomische Struktur mittels Pinzette freigelegt. In Kleinstarbeit werden Haut, Fett- und Bindegewebe entfernt.
(2) Entwässerung und Entfettung
Der Mensch besteht zu 70% aus Wasser. Dieses Wasser wird dem Körper entzogen, indem das Präparat in Aceton eingelegt wird. Dabei wird das Körperwasser durch ein Lösungsmittel, z.B. Aceton, ersetzt. Das Präparat wird in in ein -25 °C kaltes Acetonbad gelegt, bis das Körperwasser komplett gewichen ist. Je nach Größe des Körpers kann dieser Prozess zwischen zwei Wochen und drei Monaten dauern. Anschließend werden im warmen Acetonbad die Fette durch Aceton ersetzt. Dieser Prozess dauert mehrere Monate.
(3) Forcierte Imprägnierung
(3) Hier beginnt der eigentliche Teil der Plastination. Das Aceton wird durch Kunststoff, z.B. Silikonkautschuk, ausgetauscht. Durch den Druck eines Vakuums wird das Aceton aus dem Körper hinaus gepumpt, während der Kunststoff in den Körper einfließt und ihn vollkommen durchdringt.
(4) Positionierung
Der Körper wird nun seinem Verwendungszweck entsprechend positioniert. Das geschieht mithilfe von Nadeln, Drähten und Klammern.
(5) Härtung
In Abhängigkeit von der jeweiligen Kunststoffart werden die Plastinate mit Wärme, UV-Licht oder gasförmigem Härter ausgehärtet.

Das fertige Plastinat gibt es als Scheibenplastinat (Längs- oder Querschnitt des menschlichen Organs) oder als Vollplastinat (einzelne Organe oder ganze Körper von Tieren oder Menschen). Der Vorteil dieser Art von Konservierung ist, dass sie ästhetisch, geruchsfrei, dauerhaft haltbar und nicht gesundheitsgefährdend ist. Der Nachteil ist jedoch, dass die auf diesem Wege hergestellten Plastinate hohe Kosten verursachen und der Prozess recht lange dauert. Die Plastination eines menschlichen Körpers braucht ca. 1.500 Arbeitsstunden.

Ausstellungen

Die fertigen Präparate gewähren einen Einblick in die Struktur des menschlichen Körpers und bieten somit eine authentische Lernerfahrung, die auch in Universitäten und Krankenhäusern. Daher werden sie vor allem in der Forschung und an Universitäten zu Lehre eingesetzt. Die Wanderausstellung Körperwelten macht die anatomischen Präparate für jedermann zugänglich. Mit insgesamt über 17.000 Ausstellungsobjekten weltweit kann man die Plastinate bewundern. In Berlin gibt es seit 2015 auch das Körperwelten-Museum, welches auf einer Fläche von 1200 Quadratmetern ca. 200 Plastinate dauerhaft ausstellt. Die Methode der Plastination war unter anderem Grundlage für den Film "Anatomie" aus dem Jahr 2000.

Körperspende - Kosten der Plastination

Angeregt von der Ausstellung Körperwelten, entscheiden sich immer mehr Menschen, ihren Körper nach dem Tod einmal zu einem Plastiant werden zu lassen. Voraussetzung für die Plastination nach dem Tod ist es, zu Lebzeiten eine entsprechende Willenserklärung zu verfassen. Das Institut für Plastination (IfP) erhebt keine Kosten oder Bearbeitungsentgelte. Die Kosten für die Bestattung, für ein Grab und für die Grabpflege entfallen gänzlich. Es fallen lediglich die Kosten für die Ausstellung des Totenscheins und der Sterbeurkunde sowie für eventuelle Kühltage bis zur Abholung des Leichnams an. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Institutes für Plastination .

Alternative Verfahren zur Plastination

Es gibt auch alternative Konservierungsmöglichkeiten: die Mumifizierung wird seit tausenden von Jahren genutzt, um die Körper von Toten vor dem Verfall zu bewahren. Das Einlegen von Organen oder Körperteilen oder Körpern in Formaldehyd oder Polyethlenglykol (PEG) wird seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Medizin und Biologie benutzt. Bei der Paraffinierung wird der Leichnam zunächst entwässert und in Ether eingelegt. Anschließend wird er im Wärmeschrank in Paraffin eingelegt. Nach dem Abkühlen ist das Präparat fertig. Diese Vorgänge sind meist kostengünstiger, jedoch oft nicht so haltbar wie die Plastination. Zudem verändert das Präparat seine Form und seine Größe.

Quellen: vonhagens-plastination.com, koerperspende.de, koerperspende.de/wiki/plastination

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